27.08.2012

OPER KÖLN DIE LETZTEN TAGE PROTOKOLL

Am 15. Juni 2012 erscheint im KSTA ein Interview mit Laufenberg unter der Überschrift: „Laufenberg rechnet mit der Stadt Köln ab“:

Herr Laufenberg, wie ist das aktuelle Befinden?

UWE ERIC LAUFENBERG: Soeben hatten wir eine tolle „Tosca“ mit Adina Aron im Blauen Zelt, eine der besten, die ich je sah. Die letzte „Meistersinger“-Aufführung im alten Haus wurde frenetisch bejubelt. Das ist eine richtige Achterbahnfahrt der Gefühle – himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt.


Zu Tode betrübt?

LAUFENBERG: Da denke ich an die jüngste Sitzung des Bühnen-Betriebsausschusses. Da machen die Firlefanz rund um den Wirtschaftsplan 2011/12, also um eine Spielzeit, die vorbei ist. Das muss man sich mal vorstellen. Dieser Kulturausschuss ist überhaupt nicht in der Lage, über die Notsituation der Bühnen konkret und sachlich nachzudenken.


Ist Ihr Entschluss, 2013 aus Köln fortzugehen, also unumstößlich?

LAUFENBERG: In Köln ist ja nichts undenkbar. Und wenn Grauenhaftes denkbar ist, so ist auch Schönes und Gutes denkbar. Was das Haus anbelangt, so habe ich noch keines kennengelernt, wo sich Zusammenhalt und Können auf diesem Gipfelniveau bewegen. Insofern kann ich gar nicht „so einfach“ hinschmeißen. Ich habe am 20. April Kulturdezernent Quander und Oberbürgermeister Roters gesagt: Es interessieren sich andere Städte für mich, ich würde aber lieber in Köln bleiben. Gebt mir einen Vertrag, der an den von Schauspielintendant Bachmann angepasst ist, also von 2013 bis 2018 läuft, dann bleibe ich und mache auch die Wiedereröffnung des Riphahn-Baus 2015. Daraufhin sagte man mir: Das ist politisch nicht durchsetzbar. Dann habe ich gesagt: Dann lösen Sie meinen Vertrag zu 2013, Sie müssen sich ja auch um einen Nachfolger kümmern. Reaktion: Das machen wir.


Und dann?

LAUFENBERG: Vier Tage später hat man mir in einer üblen Intrige den Auflösungsvertrag versagt und mich statt dessen mit fristloser Kündigung verfolgt – in einer Art, die an Schmutzigkeit nicht zu übertreffen ist. Verantwortlich dafür sind Roters’ Büroleiter Ralf Huttanus und Herr Quander, die das zusammen gestrickt haben. Roters war zu dieser Zeit in Indien. Aber was die beiden versucht haben mir anzutun, ist der Gipfel von allem, was ich bislang erlebt habe.


Der Kulturdezernent will aber, wie er sagt, keine fristlose Kündigung, sondern lediglich, dass Sie Ihren Vertrag erfüllen – bis 2016.

LAUFENBERG: Weil man zu blöd war, die fristlose Kündigung am 24. April wasserdicht hinzukriegen. Weil man gedacht hat: Der macht jetzt eine Pressekonferenz und beschimpft uns, und dann haben wir ihn. Tatsächlich sagt auch der Anwalt der Stadt Köln: Ihr könnt den nicht fristlos loswerden, der gibt Euch dazu keinen Anlass. Aber sie versuchen es nach wie vor und werden auch in diesem Interview jedes Wort rumdrehen und gucken, ob sie mir nicht einen Strick daraus drehen können. Man ist besessen von der Idee, dass ich sofort weg muss. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Martin Börschel läuft damit ja auch durch die Stadt.


Das wollen Sie aber auf keinen Fall?

LAUFENBERG: Ich bin es den Sängern, den Mitarbeitern, den Teams, dem Publikum und mir selbst schuldig, dass ich die Spielzeit 12/13 noch durchführe.
Wie sehen Sie die Rolle von Oberbürgermeister Jürgen Roters?
LAUFENBERG: Er ist ein großer Opernfreund, und es ist unglaublich schade, dass er sich mittlerweile nicht mehr traut, in die Oper zu kommen.


Kommen wir zu den Interimsspielzeiten, die Sie ja, wie es aussieht, nicht mehr mitmachen werden.

LAUFENBERG: Die SPD- und Grünen-Ratsmehrheit, die sich hinter ideologischen Ansichten über die angebliche elitäre Oper versteckt, um keine Sachpolitik machen zu müssen, bringt die Oper in eine Katastrophe. An der Oper, die ein Prozent des Stadtetats ausmacht, ein Sparexempel statuieren zu wollen, ist lächerlich. Was da oberhalb der Fixkosten für den künstlerischen Etat übrigbleibt, also für das, was der Zuschauer konkret zu sehen bekommt, das bewegt sich knapp am Nicht-mehr-spielen-Können.

Wir werden bei dieser Finanzausstattung vielleicht ein bis zwei Premieren haben.
Oder Sie machen dicht?

LAUFENBERG: Von Huttanus und Börschel habe ich gehört, dass man nichts dagegen hätte, wenn die Oper ein, zwei Jahre zumachte. Wenn ich denen dann erkläre: Leute, dann haben wir keine Einnahmen mehr, und es wird, weil die Fixkosten bleiben, teurer, es kostet dann statt 34 wahrscheinlich weit über 36 Millionen; die Abonnenten gehen laufen, vor allem aber bricht die ganze Struktur zusammen – wenn ich das darlege, dann glaubt man mir offenbar nicht.


Gibt es keine Möglichkeiten, die Fixkosten zu senken?

LAUFENBERG: Man hat 1992 mit diesem Irrsinn angefangen und gesagt: Die Bühnen haben zu viel Geld. Kienbaum hat dann 1998 eine Untersuchung gemacht, die Sparpotenziale aufzeigte, aber auch sagte: Das brauchen die Bühnen auf jeden Fall. Dieses Minimum ist jetzt unterschritten. Nun will man schon wieder ein Gutachten haben – ohne dass man sich das alte überhaupt richtig angeguckt hat. Dieser Dilettantismus ist himmelschreiend.


Was halten Sie von der derzeit laufenden Fusionsdiskussion – Köln/Düsseldorf bzw. Köln/Bonn?
LAUFENBERG: Jede Vorstellung, die stattfindet, kostet in etwa dasselbe Geld, weil am Abend bis zu 350 Leute am Start sind – gleich, ob man mit Düsseldorf oder mit Bonn zusammengeht. Wer über diese Kooperationen redet, redet als Maulheld und hat von Tuten und Blasen keine Ahnung. Das betrifft vor allem den Bonner OB Nimptsch, der sich ja schämt, in seine eigene Oper zu gehen, weil er jetzt festgestellt hat, dass die Stadt Bonn ihre Oper subventioniert. Er wird wahrscheinlich auch irgendwann feststellen, dass die Stadt ihre Verkehrsbetriebe subventioniert. In Düsseldorf wird das Kooperationsgeschrei vor allem deshalb angestimmt, weil man Duisburg gegenüber eine Drohkulisse aufbauen will.

Auch Ihnen wohlgesinnte Zeitgenossen monieren Ihre rüde, kompromisslose Art, Ihre mangelnde Kompromissbereitschaft. Sie senkten sofort, heißt es, die Hörner.

LAUFENBERG: Wenn ich mir angucke, was ich hier im vergangenen Jahr an diplomatischen Initiativen gestartet habe, müsste ich eigentlich einen Hosenbandorden für Diplomatie bekommen. In Köln soll man irgendwie immer ganz nett zueinander sein, und die sachliche Orientierung wird als persönlicher Angriff verstanden. Dafür habe ich gar kein Verständnis.


Haben Sie Auswärts-Angebote?

LAUFENBERG: Sagen wir so: Ich führe Gespräche.


Fürchten Sie nicht, dass Ihnen der Ruf vorauseilt, Sie könnten nicht mit Geld umgehen?
LAUFENBERG: Überhaupt nicht. Ich bekomme ja z.B. aus Potsdam die besten Noten: Mit dem Mann war immer alles in Ordnung, heißt es. Und der Etat dort war wirklich sehr überschaubar.


Manche sehen Ihre Chefdramaturgin Birgit Meyer als Nachfolgerin.

LAUFENBERG: Für jeden potenziellen Nachfolger gilt: Er muss mit den Schulden auf null gestellt werden – wie es auch im Vertrag des neuen Schauspielintendanten steht. Er braucht ein künstlerisches Budget, das mindestens auf der Höhe des Schauspielhauses liegt – plus die eigenen Einnahmen. Und er braucht eine Geschäftsführung, die solidarisch ist und für die Mitarbeiter kämpft. Wenn diese drei Punkte nicht erfüllt sind, wird es weder Frau Meyer noch sonst wer schaffen. Dann wird die Oper Köln weit hinter die Ära Dammann zurückfallen.


Oder Georg Quander macht es?

LAUFENBERG: Er sagt zwar im Augenblick „nein“, aber ich weiß nicht, was er macht, wenn man es ihm konkret anbietet. Als Kulturdezernent scheint sein Vertrag ja nicht verlängert zu werden. Wenn er jetzt noch zwei Jahre die Kölner Oper machen kann, dann schlösse sich ja auch für ihn ein Kreis, wenn nicht eine Wunde: Er war ja an der Lindenoper und da als Intendant sehr erfolgreich – bis Barenboim ihn gefeuert hat.

Am 16. Juni 2012 erscheinen als Reaktionen der Stadt folgende Statements im KSTA:
„Wahnvorstellungen kommentiere ich nicht“, kommentierte Martin Börschel, Chef der SPD- Stadtratsfraktion.
„Solche verbalen Rundumschläge sind eines Intendanten der Kölner Oper nicht würdig“, meinte OB Jürgen Roters. Weiter sagte Roters: „Der geneigte Leser kann sich selbst ein Bild machen von einem Menschen, der keine Hemmungen hat, den Bonner Oberbürgermeister anzugreifen“.
Dieser antworte Laufenberg in einem offenen Brief, worin er Laufenberg dankt für das „vor einiger Zeit geführte freundliche Gespräch“ , in dem Laufenberg sich bereit erklärt habe, „als gemeinsamer Intendant für die Oper Köln und die Oper Bonn zur Verfügung zu stehen und die beiden Häuser zusammenzuführen.“ Wie Laufenberg wisse habe man sich zwischenzeitlich anders entschieden- „was allerdings nicht an denen von Ihnen geäußerten Gehaltsvorstellungen gelegen hat“.

Elke Heidenreich veröffentlicht in der selben Zeitung einen Artikel, „Es geht um die Wurzeln eines Volkes“: „Es ist ein unendliches Trauerspiel, dass sich in dieser Stadt um die Oper herum aufgebaut hat und zu unser aller Schaden abspielt. ... Laufenberg hat diese Oper auf ein ganz hohes, international anerkanntes Niveau gebracht. Er ist ein blendender Intendant. Er hat sein Haus fest im Griff und die Atmosphäre unter allen Mitarbeitern war nie besser. Laufenbergs großartige Leistung wird geschmälert. Ein Kulturdezernent der kaum je in Erscheinung tritt, lässt seine Gier spüren, selbst das Haus zu leiten. Hier stehen Ehrgeiz und Starrköpfigkeit, Stadtklüngelei, Zauderei und verschlagenes Spiel hinter den Kulissen gegen die Leidenschaft eines Mannes, gutes, beachtetes Theater zu machen. Im Namen aller Opernmitarbeiter und Opernliebhaber bitte ich inständig darum: entlasst diesen Kulturdezernenten und nicht diesen Intendanten.“

Im selben Blatt wird in einer Kurzmeldung berichtet:
Das Einnahmeziel für die Oper der laufenden Spielzeit ist bereits 6 Wochen vor Ende der Spielzeit erreicht, gegenüber dem Vorjahr sind die Gesamteinahmen bis zum 31. Mai um 400.00 € gesteigert worden. Die Auslastung liegt unverändert bei 90%.“

Am Abend findet die letzte Premiere der Saison 11/12 statt: Händels „Alcina“ im Palladium. Es ist ein uneingeschränkter großer Publikumserfolg. Der KSTA wird am Montag berichten: „uneigeschrängter Jubel für alle Beteiligten“.

Am 18. Juni 2012 erscheinen zwei Offene Briefe von Laufenberg im Bonner Generalanzeiger bzw. KSTA an den den Bonner OB Jürgen Nimptsch und dem Kölner SPD-Fraktionschef Martin Börschel.

„Lieber Martin Börschel,

Wahn! Wahn! Überall Wahn!
Wohin ich forschend blick',
in Stadt- und Weltchronik,
den Grund mir aufzufinden,
warum gar bis aufs Blut
die Leut' sich quälen und schinden
in unnütz toller Wut!
Hat keiner Lohn noch Dank davon:
in Flucht geschlagen, wähnt er zu jagen;
hört nicht sein eigen Schmerzgekreisch,
wenn er sich wühlt ins eig'ne Fleisch,
wähnt Lust sich zu erzeugen!
Wer gibt den Namen an?
's ist halt der alte Wahn,
ohn' den nichts mag geschehen,
's mag gehen oder stehen!
Steht's wo im Lauf,
schläft er nur neue Kraft sich an:
gleich wacht er auf,
dann schaut, wer ihn bemeistern kann!
Wie friedsam treuer Sitten, getrost in Tat und Werk,
liegt nicht in Deutschlands Mitten
mein liebes Nürenberg!
…
Jetzt schaun wir, wie Hans Sachs es macht,
dass er den Wahn fein lenken kann,
ein edler Werk zu tun:
denn lässt er uns nicht ruh'n,
selbst hier in Nürenberg,
so sei's um solche Werk',
die selten vor gemeinen Dingen
und nie ohn' einigen Wahn gelingen.

Aus „Die Meistersinger von Nürnberg“ von Richard Wagner.

Schade, dass Köln keinen Hans Sachs hat, der den Wahn fein lenken kann.
Mit besten Grüßen“


„Lieber Herr Oberbürgermeister Nimptsch,

wie schön, dass Sie sich nun doch noch an unser Gespräch erinnern, das Sie sich im vergangenen Sommer gewünscht und das wir in Ihrem Amtszimmer geführt haben.
Sie erinnern sich auch richtig, dass es dabei um Vor- und Nachteile einer möglichen Kooperation Köln- Bonn ging, wobei ich Ihnen versuchte zu erläutern, dass ein Ziel einer solchen Kooperation oder sogar Fusion nicht zu erreichen sei, nämlich: Sparen.
Jede Vorstellung kostet, was sie kostet. 80 hochwertige Opernvorstellungen in Bonn nach dem damaligen Stand der Tarife eben 16 Millionen €.
Wenn Sie die Bemerkung, dass Chefhonorare in Bonn ja wohl keine Rolle spielen- immerhin verdient der Intendant der Bühnen Bonn das Doppelte des Kölner Opernintendanten - als Gehaltsverhandlungen verstanden haben, bedauere ich das.
Nach diesem Gespräch haben Sie sich nie wieder gemeldet und trotzdem weiterhin die Oper Bonn der Stadt Köln zur Fusion angedient- um zu sparen. So musste ich davon ausgehen, dass Sie unser Gespräch einfach vergessen haben.
Als Sie den neuen Bonner Generalintendanten Dr. Bernhard Helmich benannten, war ich geneigt, Ihnen dazu zu gratulieren, weil ich es eine gute Wahl finde.
Dass Sie ihn im KSTA in Ihrem Interview dann gleich demontieren, in dem Sie behaupten, irgendeinen Deppen findet man immer, finde ich nicht nachvollziehbar und äußerst bedauerlich.
Dass die Belegschaft Ihrer Bonner Bühnen Sie mittlerweile als Person betrachtet, die im Theater nicht mehr gerne gesehen wird, ist natürlich auch ein betrüblicher Vorgang.
Umso mehr, da Sie ja um meine Wertschätzung Ihrer künstlerischen Arbeit als Autor und Schauspieler in der Singgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg, die jährlich die karnevaleske Opernparodie in Köln aufführt, wissen.

Es wäre Ihnen herzlich anempfohlen, zwischen dem Amt des Bonner Oberbürgermeisters und dem des Opernparodisten zu unterscheiden. Im Übrigen auch, wenn Sie sich in wenig fundierten Essays zur Kulturpolitik versuchen.

Mit besten und theaterverbundenen Grüßen“

Martin Börschel antwortet postwendend mit einem Offenen Brief: „Zitat“

Offener Brief
Lieber Uwe Eric Laufenberg,
Ein jeder hat für sich zu tun.
Die Goldespforten sind verrammelt,
Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt,
Und unsre Kassen bleiben leer.
[Schatzmeister, Erster Akt, Kaiserliche Pfalz – Saal des Thrones]
Was soll’s, Ihr Toren? soll mir das?
Es ist ja nur ein Maskenspaß.
Heut abend wird nicht mehr begehrt;
Glaubt ihr, man geb‘ euch Gold und Wert?
Sind doch für euch in diesem Spiel
Selbst Rechenpfennige zuviel.
Ihr Täppischen! Ein artiger Schein
Soll gleich die plumpe Wahrheit sein.
Was soll euch Wahrheit? – Dumpfen Wahn
Packt Ihr an allen Zipfeln an. –
Vermummter Plutus, Maskenheld,
Schlag dieses Volk mir aus dem Feld.
[Herold, Erster Akt, Weitläufiger Saal]
[jeweils Faust, Der Tragödie zweiter Teil]
Schade, dass die unendliche Erschaffung des Geldes weder damals noch heute funktioniert
Mit den besten Grüßen
Martin Börschel

Am 19. Juni 2012 antwortet Laufenberg Börschel in einem nicht- offenen Brief

Sehr geehrter Herr Börschel,
herzlichen Dank für Ihren offenen Brief. Der von Ihnen zitierte Schatzmeister sagt aber auch:
"Auch auf Parteien wie sie heißen, ist heutzutage kein Verlass". Und der Herold, der dem Wechselgeschrei der Menge entgegentritt um sie vom selbstgemachten Gold abzudrängen, meint doch mit den "Toren" nicht die Kunst oder die Künstler, oder? Jedenfalls ist die Antwort auf sein "schlag dieses Volk mir aus dem Feld". Geschrei und Gedräng: "Oh weh! Es ist um uns getan. - Entfliehe, wer entfliehen kann". Und etwas später heißt es: "Verloren sind wir all und all".
Ich hoffe, dass Sie nicht mit Ihren Zitaten auf diese Sätze hinführen wollten.
Wie ich mich überhaupt gewundert habe, dass Sie sich bei den Nebenfiguren des Schatzmeisters (Kämmerin) und des Herolds (Ausrufer, Presse) aufhalten.
Sollten wir uns nicht der Hauptrollen, nämlich Faust und Mephisto bedienen. Und für Mephisto gilt ja wie Sie wissen: "Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft".
Wie auch immer, über eine Fortsetzung unseres Kulturdialogs würde ich mich persönlich sehr freuen.
In diesem Sinne mit den besten Grüßen
Uwe Eric Laufenberg

Im Rathaus unterschreibt OB Roters eine Dringlichkeitsentscheidung mit der sofortigen fristlosen Kündigung von Laufenberg. Die Gegenzeichnung der Grünen bleibt aus. Der Stadtdirektor rät von dieser Kündigung ab. Die Rechtsabteilung der Stadt Köln prüft, ob eine derartige Kündigung durchsetzbar ist.
Es findet eine Kulturausschusssitzung statt , in der keines der aktuellen Themen behandelt wird. Die Kämmerin Klug erscheint in der Sitzung, um zu mitzuteilen, dass der Wirtschaftsplan 12/13 auf einem guten Wege sei. Kulturdezernent Quander teilt mit, er sei bester Dinge.

Am 20. Juni 2012 gibt es ein Treffen bei den Grünen mit Laufenberg.
Barbara Moritz erkundigt sich, warum die Stadt am 23. April das kostenlose Angebot der Vertragsauflösung zu August 13 nicht angenommen habe. Dann sagt sie zu Laufenberg: "Wir wissen alle hier, dass Sie ein genialer Opernintendant sind, aber es ist unsere politische Entscheidung, dass wir so eine Oper in Köln nicht wollen."
Frau Moritz meint, dass sie wahrscheinlich gegen Martin Börschel (SPD) nicht ankäme, sie seien schließlich die kleinere Partei, aber sie wolle es versuchen.
Nach einer Sitzung im OB Büro mit OB Roters, Huttanus, Kroh, Quander, Börschel, Zimmermann, Moritz, von Bülow und Frank ruft Barbara Moritz Laufenberg an, um ihm mitzuteilen, es gäbe noch ein kleines Fenster, um die Fristlose Kündigung am nächsten Tag zu vermeiden. Die Anwälte würden die Bedingungen übermitteln.
Um 18:20 kommt ein Email bei Laufenberg an, mit schon zeitlich nicht mehr erfüllbaren Forderungen: Entschuldigung in der Tagespresse am nächsten Morgen, Unterschrift unter den Wirtschaftsplan12/13, Aufhebungsvertrag (ohne Abfindung) mit Beendigung des Anstellungsvertrages zum 31.08.2013. Und Laufenberg soll sich verpflichtet, jegliche negativen Äußerungen über die Stadt Köln, deren Vertreterinnen/Vertreter und Mitarbeiterinnen/ Mitarbeiter zu unterlassen. Er verpflichtet sich weiter, entsprechende Äußerungen und Aktivitäten von Mitarbeitern oder Dritten zu unterbinden, soweit sie innerhalb des Bereichs der Bühnen der Stadt Köln oder unter Nutzung ihrer Kommunikationswege geplant sind.

Am 21. Juni 2012 erscheint tatsächlich eine Entschuldigung von Laufenberg auf den Titelseiten von KSTA und KR:

„Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Roters,
morgen soll nun also in einem Hauptausschuss meine fristlose Kündigung mit der Mehrheit der SPD und der Grünen beschlossen werden. Das Angebot der gütlichen Einigung kann ja nicht ernst gemeint gewesen sein, da es mich bis zu diesem Zeitpunkt (Mittwoch, 20.6., 18.10 Uhr) noch nicht erreicht hat. Auch von Ihnen nicht.
Wieso reden Sie nicht mit mir?
Wenn Sie diese fristlose Kündigung zulassen, ist das Unrecht, aber ich glaube an unseren Staat, so dass dieses auch gerichtlich festgestellt werden wird.
Dass Sie die fristlose Kündigung auf ein übermäßig erfolgreiches, geliebtes und prosperierendes Opernhaus fallen lassen, das gerade in einer schwierigen Ausnahmesituation (Interim) ist und 2015 nach aufwendiger Sanierung (270 Millionen €!!!) wieder sinnvoll und glanzvoll eröffnet werden soll, wird man nicht verstehen können.
Lieber Herr Roters, ich kann mich in Ihnen als Mensch, als Person und als Oberbürgermeister, der alle meine Sympathien hatte und hat, nicht so getäuscht haben. Bitte übernehmen Sie die Verantwortung, die Ihr Amt Ihnen aufgibt.
Selbstverständlich akzeptiere ich, dass die Stadt von Ihrem Opernintendanten verlangt und wünscht, Verantwortliche in dieser Stadt nicht als intrigant, unfähig und unverantwortlich zu bezeichnen. Ich bitte dafür in aller Form um Entschuldigung. 
Mit zuversichtlichen Grüßen
Uwe Eric Laufenberg“
Der GMD Markus Stenz verkündet, seinen Vertrag als Generalmusikdirektor der Stadt Köln und Chef des Gürzenich-Orchesters nicht über die Spielzeit 2013/2014 hinaus verlängern zu wollen, er werde Köln verlassen.

Moritz teilt Laufenberg um 10:30 mit, das die Entschuldigung nicht reiche. Es würden ja wieder die Worte fallen: „intrigant, unfähig, unverantwortlich“ . Die Grünen werden der fristlosen Kündigung zustimmen. Um 16:45 ist eine Sondersitzung des Hauptausschusses anberaumt, um 17:00 eine Pressekonferenz von Quander.
Die Sitzung des Hauptausschusses dauert aber anderthalb Stunden. Die Presse wartet. Schließlich wird bekanntgegeben, dass die CDU die Rechtmäßigkeit der Sitzung wegen Verfristung anzweifelt und nicht mitgestimmt hat, alle Parteien außer SPD und Grünen dagegen gestimmt haben und das die Fristlose Kündigung mit der einen Stimme Mehrheit des Oberbürgermeisters Roters nun doch zustande kommt.

Am 22. Juni 2012 erhält Laufenberg von Kulturdezernent Quander die Aufforderung unverzüglich sein Büro zu räumen und seine Schlüssel abzugeben. An die hundert Mitarbeiter der Oper Köln versammeln sich spontan in seinem Büro, erklären, teils unter Tränen ihre Solidarität, Bestürzung und Danken für drei Jahre begeisterter Zusammenarbeit mit den größten künstlerischen Erfolgen.

Am 26. Juni 2012 erklärt die stellvertretende Opernintendantin, Birgit Meyer, dass Laufenberg die Büros des Hauses aufgrund seiner fristlosen Kündigung nicht mehr betreten dürfe. Außerdem untersagt sie den Mitarbeitern, Laufenberg während der Dienstzeit zu kontaktieren.

Laufenberg reicht beim Bühnenschiedsgericht und beim Amtsgericht Köln Klage gegen die fristlose Kündigung ein.

Am 10. August 2012 einigen sich die Anwälte der Parteien Laufenberg // Stadt Köln auf einen Vergleich. Die Kündigung wird zurückgenommen, ein Auflösungsvertrag zum 31. August 2012 in gegenseitigen Einvernehmen geschlossen, eine Abfindungssumme wird festgelegt, die Sprachreglung wird lauten: OB Roters dankt Laufenberg für seine herausragende künstlerische Leistung und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute.
Des Weiteren legt die Stadt in einer Unterlassungserklärung fest, dass nicht mehr behauptet werden kann, Laufenberg habe seinen in seinem Vertrag festgelegten künstlerischen Etat überzogen.

Am 27. August 2012 wird der Auflösungsvertrag vom Rat der Stadt Köln einstimmig ratifiziert.

27.08.2012

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