DIE RATTEN
Tagesspiegel Berlin
Das Ereignis der Aufführung ist Katharina Thalbach: eine kleine Person in bunter Kittelschürze, das strähnige Haar von einer Spange gebändigt, in dem blassen Gesicht ein Augenpaar, das von Leben funkelt, strahlen, sich jäh verdunkeln, in scheele Seitenblicke abirren kann, und das ganz groß wird, wenn sich diese Frau in ihrer Seele getroffen fühlt. Und so zart sie erscheint, so hat sie doch Kraft, auch Leibeskraft. Die Thalbach steigert die Identifikation mit ihrer Rolle bis zu einem Grad, der auch vor Brutalität nicht zurückschreckt. Es gehört zu den Vorzügen der Inszenierung Uwe Eric Laufenbergs, daß sie bornierte Charaktere wie John und Hassenreuter nicht an den Pranger stellt: jeder mag über sie urteilen, wie er will. Die Regie hat den Kosmos dieser Mietskasernenwelt zum Tanzen gebracht, ein Reigen....
Die Welt
Laufenberg, der mit 36 Jahren eine staunenswerte, wiewohl unaufgeregte provokationslose Laufbahn als Regisseur in Frankfurt, Köln und zuletzt als Hausregisseur am Zürcher Schauspielhaus vorweisen kann, findet "Theater, daß sich matchohaft verfestigt, verlogen ist und am Schauspieler ebenso vorbeilaufend wie am Zuschauer..."
Der Abend gewinnt sein hohes Format aus dem Zusammenwirken aller Schauspieler, von denen sich keiner mit einer Charge zufrieden gibt, sondern mit Zuneigung, Begabung und bewährtem Handwerk Menschen formt. Alles fügt sich zum fesselnden, anrührenden Ganzen.