KÖNIG LEAR (Deutsch von Werner Buhss)
Produktion kurzfristig übernommen für Dietrich Hilsdorf
Rhein- Zeitung
Oft wurde Lear bloß als Opfer seiner bösen Brut verstanden, das Stück auf diesen Aspekt konzentriert. Laufenberg ist da- in der ersten Abendhälfte- genauer, Shakespeare- näher. Seine Inszenierung verdeutlicht politisch- psychologische Wirkungen: Ulrich Kuhlmanns Lear ist kein harmloser, liebenswerter Senior, sondern aufbrausender Machtmensch mit giftig- tyrannischer Ader. Seine 100- Mann starke Alters Apanage (hier eine skurrile Exzentriker - Clique) wird als politischer Faktor dargestellt, der die Macht- Autonomie der Erben gefährdet. Der Prozess von Lears Demontage ist vor allem ein perfider Machtkampf zwischen Mächtigen. Laufenberg schafft dieser Sicht in der Figur des Edgar geradezu ein Sinnbild. Thomas Klenk gibt den "Bastard" des Grafen Gloster (in ruhiger Verlässlichkeit: Wolfgang Jaroschka) als zynischen Polit- Intriganten, der mit genüsslicher, deshalb bisweilen komischer Doppelzüngigkeit menschliche "Blödheit" ausnutzt, um mit tödlicher Folge jeden gegen jeden auszuspielen.