ARIADNE AUF NAXOS
Das Opernglas
Überhaupt erwies sich die punktgenaue Personenführung schnell als der eigentliche Trumpf dieser Inszenierung, so dass die pausenlos gespielte Aufführung auch nicht einen Moment langatmig wurde. Selbst das so schwer zu inszenierende Schlussduett mutierte hier einmal nicht zur szenischen Durststrecke dank Laufenbergs großartigem Einfall, Gott Bacchus gleich mit einer ganzen Truppe grotesk verkleideter Satyrn auf die Bühne zu schicken. Der Kontrast von Heiterem und Tragischem wurde so bis in die letzten Takte hinein durchgezeogen.
Kölner Stadtanzeiger, Markus Schwering
Uwe Eric Laufenberg und Markus Stenz bieten mit »Ariadne auf Naxos« eine herausragende Leistung und beweisen ..., dass die Kölner Oper sich auf einem künstlerisch glanzvollen Weg befindet. […] Basis und Rahmen für die herausragende und vom Premierenpublikum angemessen gefeierte Produktion hatte der Hausherr selbst geliefert […]. Es handelt sich dabei um eine subtile Arbeit, einfalls- und assoziationsreich ..., musikaffin, in der Optik zum Teil überwältigend, intellektuell fordernd und zugleich spielfreudig. […] Bemerkenswert aber vor allem, wie Laufenberg die beiden Sphären - Fin de Siècle und mythische Inselwelt - zur Einheit verschmilzt. Zu Beginn der "eigentlichen" Oper bleibt das Lokal das nämliche, lediglich öffnen sich die rückwändigen Vorhänge zu einer mediterranen Szenerie mit Meer, leuchtendem Himmel und Strandliege. Entsprechend muss freilich das Theater-auf-dem-Theater-Moment zurücktreten - es störte die Entgrenzung zum Traum, zum Visionären, zur Phantasmagorie hin, die während des Bacchus-Zuges und im Schlussduett Ariadne/Bacchus mit Hilfe einer ausgefeilten Lichtregie Platz greift. Es ist dies wohl der stärkste Augenblick des Abends, sein gut vorbereiteter Höhepunkt. Die Entscheidung, ob Ariadne in den Armen des Ankömmlings den Liebestod stirbt oder mit ihm auf Kreuzfahrt im Mittelmeer geht, bleibt dem Zuschauer überlassen. Ganz am Schluss darf, das ist Laufenbergs Zutat, noch einmal der Komponist auftreten, der Ariadne und Bacchus endgültig zusammenführt, ehe er mit Zerbinetta im Stübchen verschwindet. Ein starkes Symbol für die triumphale, die wirklichkeitserzeugende Macht der Kunst.
Express, Axel Hill
15 Minuten Ovationen - Laufenberg bei Premiere umjubelt Auch für Uwe Eric Laufenbergs neueste Premiere, „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss, gab es Jubel und Ovationen. Mehr als eine Viertelstunde mussten sich die Sänger mit Laufenberg und Dirigent Markus Stenz verbeugen. […] Dank der fantastischen Sänger und Laufenbergs munterer Regie...ist das nicht nur ein Abend für Opern-Kenner.
Operapoint, Dr. Olaf Zenner
[...]Die sowohl feingliedrige, doch auch zuweilen recht robuste Musik wird unter der Stabführung von Markus Stenz durchsichtig gestaltet. Überraschend genau artikulierend erweist sich Johannes Martin Kränzle als Musiklehrer. […] Regina Richter, die mit ihrem blühenden, intonationssicheren Sopran einen temperamentvollen Komponisten abgibt, dem man den Ärger darüber, daß er „seine“ Ariadne-Oper mit einer oberflächlichen Opera buffa kombinieren soll, gerne abnimmt. Barbara Haveman stellt die tief enttäuschte Ariadne mit voluminösem Sopran eindrucksvoll dar[…]. Ihr Partner Marco Jentzsch gewinnt als Bacchus sehr […]. Zauberhaft erlebt man die „Nymphen“ Rehm (Najade), Gamboa (Dryade), Ji-Hyun An (Echo), die Ariadne begleiten. Ihr mit sublimer Musik angelegtes Terzett Töne, töne, süße Stimme zum Opernende beschert den Liebenden Bacchus/Ariadne eine geradezu berückend pastorale Stimmung. Die Darsteller der Commedia dell’Arte sind stimmlich ausgewogen, bringen das rechte Maß an Fröhlichkeit der trauernden Ariadne. Ihre Mitstreiterin Daniela Fally (Zerbinetta) überhöht geradezu das Quartett. Schon wenn sie dem wütenden Komponisten gegenübertritt, ist ihre deutliche Artikulation auffallend. Ihren Part hat Strauss über die Maßen breit angelegt: nachdem Ariadne ihre Trauer und Todessehnsucht in einer fast uferlosen Klage ausgedrückt, zeigt Zerbinetta das kraftstrotzende Leben. Die Partie ist mit aberwitzigen Koloraturen und Trillerketten ausstaffiert. Sie wird von vielen daher als die schwierigste Koloraturarie des Operngesangs angesehen. Darüber hinaus muß die Sängerin stets leicht und heiter vortragen. So hängt vielleicht der meiste Erfolg dieser Oper von der Darstellerin der Zerbinetta ab. Und das ist, ohne jeden Zweifel, an diesem Abend Daniela Fally gelungen. […] Fazit Das Publikum dankt den Mitwirkenden, eingeschlossen diesmal sogar das Regieteam, für einen überwältigenden Opernabend mit nicht endend wollendem Applaus.
Kölnische Rundschau, Bernhard Hartmann
[...] Die Bühne von Tobias Hoheisel […] entführt die Blicke des Publikums im Opernhaus in einen wunderbaren Saal aus der Zeit der Wiener Sezession. Eine prachtvolle seitliche Marmortreppe, riesige Fenster, die im zweiten Akt als Anspielung auf die Naxos-Welt den Blick aufs Meer freigeben, zeigen aber weniger Stil als prunkvollen Protz. Statt der falschen Felsengrotte, womit der Ariadne-Teil laut Regieanweisung ausgestattet werden sollte, wird in der Halle der Villa von zahlreichen Nebendarstellern und Statisten in farbigsten Kostümen ebenso die erotisch aufgeladene Atmosphäre des Ariadne-Teils heraufbeschworen wie deren Komplementärseite Tod und Vergänglichkeit. Es ist genau diese Spannung, die auch die Titelfigur aushalten muss, deren Übergang von der Primadonna zu Ariadne die Sopranistin Barbara Haveman in ergreifende melancholische Gesangslinien fasst. Die Verschmelzung von Tragödie und Lustspiel, von Seria und Buffa, muss freilich auch in dieser Inszenierung Utopie bleiben. […] Die auf die Spitze getriebene barocke Koloratur-Artistik dieser [Zerbinetta-] Arie richtet sich nicht ans traurige Herz der Königstochter, sondern in Wahrheit vor allem an die Ohren des Publikums – auch wenn die bezaubernde und mit virtuoser Brillanz singende Daniela Fally den Zuhörern am Ende den Rücken zuwendet. Uwe Eric Laufenberg kann auf ein großartiges Ensemble zurückgreifen, wobei im Vorspiel vor allem Publikumsliebling Regina Richter in der Hosenrolle de gequälten Komponisten zu erwähnen wäre. Harald Kuhlmann (Haushofmeister), der großartige Johannes Martin Kränzle (Musiklehrer), Marco Jentzsch (Tenor/Bacchus), Miljenko Turk (Harlekin) und viele weitere Solisten rundeten die großartige Leistung auf der Bühne ab. Im Orchestergraben steigerten sich die Gürzenich-Musiker […] unter Markus Stenz’ Leitung stetig. Ihnen scheint besonders die Melancholie der Ariadne zu liegen, die sie in betörende Klänge übersetzen. Das Publikum war begeistert.
KlassikInfo.de, Christoph Zimmermann
…] Über den Wechsel von Gefühlen meditiert die Strauss/Hofmannsthal-Oper, deren Fassung mit nachkomponiertem Vorspiel (und ohne Molière-Aufschwemmung) mit Recht die gültige geblieben ist, ausgiebig. Zudem wurde wirkungsvoll die Figur eines jungen Komponisten eingefügt, der von den Schwärmereien über Musik als "heilige Kunst" zu den Reizen ganz irdischer Liebe findet. So jedenfalls lässt Laufenberg seine Inszenierung ausklingen. Auch bei Ariadne vollzieht sich diese Metamorphose, in Köln mit Dämonen einer walpurgisnachtartigen Trieberotik und Figuren voller Todesvisionen. Ein Albtraum, der allerdings kathartisch zu neuem Leben führt. Die Kölner Aufführung macht diese Schmerztherapeutik optisch sinnfällig, bleibt aber insgesamt in einem lyrischen Erzählfluss mit sinnfälligen Bildakzenten und heiteren Perforierungen. Dies fordert ja auch die Dramaturgie der Oper, welche Trauer und Freude, Tragik und Lebenslust in der Schwebe halten möchte. Nicht umsonst trotzte Hofmannsthal Strauss als Abrundung des großen Duetts Ariadne/Bacchus einen kurzen finalen Auftritt Zerbinettas ab. Dieses empfindliche Gleichgewicht wird durch Laufenbergs Inszenierung sehr glücklich nachvollzogen, die Situation eines improvisierten Theaterspiels im Hause des "reichsten Mannes von Wien" zwar kraftvoll ausgespielt, doch nicht komödiengestadelt. […]
BILD, Michael Bischoff
[…] Was für ein Erfolg! Mit Begeisterung feierte das Publikum am Samstag den neuesten Coup von Intendant Uwe Eric Laufenberg: »Ariadne auf Naxos« von Richard Strauss. Er grub als Regisseur seine Urfassung von 1997 aus Brüssel (Belgien) wieder aus, besorgte sich für preiswertes Geld seine verliehene Originalkulisse aus Bilbao (Spanien) und würzte die Kölner Version mit viel Witz und großartigen Solisten. Ein Top-Operngenuss zur Adventszeit.