Das Rheingold
Spielzeit 2013.2014
Kurier
Uwe Eric Laufenberg lässt den Vorabend der Tetralogie im Vorzimmer der Zivilisation spielen und siedelt diesen in der Wiege der Menschheit, im Niltal oder in Mesopotamien an: Die Götter leben vor ihrer Burg in einem geräumigen Beduinenzelt (Gisbert Jäkel) mit vielen Kisten inklusive einem Modell von Wallhall und sind in wallende, orientalisch anmutende Gewänder (Antje Sternberg) gekleidet. Die Rheintöchter erscheinen in einer Blase und spielen nicht nur mit Spritzpistolen, sondern auch gleich mit dem Rheingold.
Kurier, 27.10.13
Deutschlandfunk
Herr im Ring ist Uwe Eric Laufenberg, der im ausverkauften Haus freundlich gefeiert wurde. Tatsächlich könnte sich Linz zu einem Mekka all jener Wagnerenthusiasten entwickeln, die die Nase voll von Castorf & Co. haben. Denn Laufenberg erzählt konzentriert, stellenweise allerdings etwas spannungslos, von Alberich, Wotan und der sonstigen Bagage. Hinzu erfunden sind – wie beim Wagnerkultfestival Erl – herum huschende Kinder, die Nibelungen darstellen oder Götter begleiten. Es gibt etliche schöne Szenen und immer wieder eine feine Personenpsychologie.
Deutschlandfunk, 27.10.13
Nachriten.at
„Das Rheingold“, der Auftakt zum Linzer „Ring“-Projekt, wurde für Ensemble, Regie, Dirigent und Orchester zu einem bejubelten Erfolg – fast ohne Einschränkungen.
Wie ein großes Auge öffnet sich die Bühne und lockt den Blick des Publikums in die stilisierte Farbenwelt der Rheintiefe, wo sich zu sanft rieselnden Es-Dur-Klängen die mythischen Wasserfrauen Woglinde (Mari Moriya), Wellgunde (Gotho Griesmeier) und Floßhilde (Valentina Kutzarova) ihres naiven Naturzustands erfreuen. Damit sind wir mittendrin im Zauber der Rheingold-Welt, und da bleiben wir auch gerne, wenn eine Premiere so erfreulich verläuft wie am Samstag im Linzer Musiktheater.
FAZ, 30.10.13
Gebannt starrt Wotan auf den Paravent, hinter dem Alberich verschwunden ist, um ihm die Verwandlungsmagie seiner Tarnkappe vorzuführen. Roter Dampf qualmt auf dem zur Leinwand mutierten Schirm, allmählich werden Konturen erkennbar, schließlich ein Gesicht, in dem sich Wotan zu seinem Entsetzen selbst erblickt. Die Kamera scheint in seinen weit geöffneten Mund zu gleiten, sich an der Speiseröhre entlang zu tasten, bis aus dem Schleim der Magenwände eine riesige Schlange entschlüpft. Das Böse steckt in einem selbst, und Alberich entpuppt sich als Alter Ego des nur allzu menschlichen Göttervaters.
Die Presse, 28.10.13
Interessant an Uwe Eric Laufenbergs bis auf einige erwartbare Stolperstellen unaufgeregt gediegener Inszenierung ist jedenfalls, wie konkret der Schauplatz zeitlich und kulturell definiert wird: fernab mythischen Ungefährs oder westlicher Gegenwart, sondern am Schnittpunkt zwischen Nomadentum und Sesshaftigkeit, Vorderem Orient und Hellenismus.
NZZ, 28.10.13
Bei ihm spielt das «Rheingold» in einem herrschaftlichen Zelt auf der Baustelle der eben fertiggestellten Burg. Der Mythos soll als global verstanden werden, weshalb die beiden Riesen als Dschingis Kahne auftreten, während Donner (Seho Chang) ein chinesischer Pirat und Froh (Pedro Velázquez Díaz) ein früher Eroberer der afrikanischen Wüste ist. Zugleich zeigen sich aber erste Ausrichtungen auf die Entstehungszeit der Tetralogie hin. In seinem Nibelheim lässt Alberich Kinder für sich arbeiten, während er eine Zigarre raucht. Und am Ende wird zwischen zwei Riesensäulen das Portal zu einem gründerzeitlichen Parthenon sichtbar, an dessen Seite ein bronzener Adler wartet. Wie das wohl wird?
Kronenzeitung, 28.10.13
Mit dem Rheingold …ist ein stimmiger Anfang geschmiedet. Regisseur Uwe Eric Laufenberg hat klare Bilder gefunden und musikalisch bewegt sich dieser Linzer Ringinitialvorabend auf veritablen Höhen. Laufenberg katapultiert den horchenden Zuschauer in die Rolle einer stillen Komplizenschaft. "Sehschlitze" gewähren vorerst nur begrenzte Einblicke auf den aquarienhaften Rheingrund, in das mit Umzugskisten und Fellcouch möblierte Walhalla- Vorzelt oder Niebelheim, das mit seinem zentralen Metamorphosen-Paravent an karges japanisches Interieur erinnert, es ist ein sanftes Hineinziehen in die verwobene Ringwelt um dann die Pupille des Geschehens gänzlich zu erweitern und die Geschichte einfach stattfinden, erzählen zu lassen. Diesen scheinbar unaufdringlichen aber unentkommbaren Sog versteht Regisseur Laufenberg im Verbund mit seinem Bühnenbilder Gisbert Jäkel und der Kostümbildnerin Antje Sternberg stimmig zu entwickeln. "Ironische" Anmutungen an eine "tausendundeine Nacht Welt" öffnen diesem Rheingold für mich eine wohltuend "undeutsche" Märchentür. Das Bühnenfestspiel darf somit freudig erwartet werden.