Die Lustige Witwe
Spielzeit 2022.2023:
3. Dezember 2022 (Premiere) ... 14. Juni 2023
Spielzeit 2023.2024:
10. Dezember 2023 - Wiederaufnahme
15. / 22. / 26. / 29. Dezember 2023
4. Januar 2024
7. / 17. / 25. Februar 2024
Bernhard Uske, FR
„Die lustige Witwe“ in Wiesbaden: Kommt ihr Ballsirenen
Kaum war der Vorhang im Großen Haus des Staatstheaters Wiesbaden geöffnet, die in schönster Empfangsgarderobe im Saal der Pontevedrinischen Botschaft zu Paris sich bewegende Gesellschaft gemustert, das erste Duett von Valencienne und Camille gesungen und der leichte und wunderbar biegsame Klang aus dem Orchestergraben wahrgenommen, war klar: In dieser Inszenierung der „Lustigen Witwe“ würde man weder durch konstruierte Spaßbremsen noch belehrende Interventionen am Genuss des 1905 von Franz Lehár in die Welt gesetzten Werks gehindert werden. Der Hausherr selber inszenierte, Intendant Uwe Eric Laufenberg, der sich zwar, wie das Programmheft zeigte, Gedanken zu diesem Prototyp der neuen Operette gemacht hat, aber den Satz Danilos, des fehldeutenden Liebhabers der lustigen Witwe wohl beherzigte: „Die Akten häufen sich bei mir, / Ich find’s gibt zu viel Papier.“
Jedenfalls entstand frühzeitig Begeisterung im Publikum, die sich bis zum Finale frenetisch steigerte. [...] Attraktion und Adhäsion – das sind Stichworte, die diesen strahlenden Abend beschreiben könnten. Eleganz und Mondänität kämen noch dazu. Meist Fremdwörter im deutschen Betrieb der darstellenden Künste, hier aber zweieinhalb Stunden währendes Ereignis aus tänzerischer Bewegung in strukturiertem Raum, schönstem Licht und feinem Farbklima. So konnte sich die auf unmittelbare Wirkung zielende akustische Materialisation perfekt ausbreiten.
Gespielt wurde in einem ein wenig nach heroischer und industrieller Moderne aussehendem Raum. Ein Betonstrebengerüst, das teils mit heimatkunstartigen Fresken bemalt, andererseits mit den typischen Hinweisschildern im amtlichen Publikumsverkehr ausgestattet war (Bühne: Julius Theodor Semmelmann). Ein schönes Environment, das die Situation von Operette in der verwalteten Welt des 20. Jahrhunderts dezent und doch nachdrücklich markierte. [...] Von beziehungslosen Bildern und Handlungen befreit, konnte sich die Musik in der Synchronizität der walzenden, wiegenden, springenden und statischen Haltungen der Akteure und Akteurinnen vollgültig zeigen.
Das Dirigat war ein Ereignis sondergleichen: was Johannes Klumpp im Staatsorchester an Subtilität, an bewegender Sprachkraft gerade in den leisen und zarten, puccinigleichen Melodiebögen zum Klingen brachte, was die hohen Streicher und die solistischen Celli dabei boten war oberste Klasse. Oft mit den Lichtpünktchen des zauberhaften Harfenglitzerns.
kum, Frankfurter Neue Presse
Alles passt ins schräge Bild - "Die lustige Witwe" am Staatstheater Wiesbaden
Intendant Uwe Eric Laufenberg hat höchstselbst bei Franz Lehárs Operette Regie geführt. Ein stimmiges Ensemble wartet mit schmissiger und betörender Musik auf. Die Inszenierung ist ein Fest für Theaterfreunde, die der ewigen Provokationen und Umdeutungen des Regietheaters überdrüssig sind. Denn Laufenberg belehrt nicht, erzieht nicht, provoziert nicht und bringt doch eine Aufführung zuwege, die zeitgemäß ausschaut und nicht altbacken wirkt.
Musikalisch taktgenau inszeniert er Bilder, Bewegungen und Gags und lässt den Klassiker der „silbernen Ära“ der Operette für sich sprechen. [...]
Das Ensemble harmoniert und brilliert köstlich mit seinen individuellen Charaktertypen, allen voran Elissa Huber als die reiche junge Witwe, halb Dame, halb Naturereignis. Schauspielerisch und mit ihrer feinsinnigen Gesangskunst füllt sie die Titelrolle perfekt aus. Wie auch Thomas Blondelle ein vortrefflicher Danilo ist, dem man den vordergründigen Lebemann mit seriösem Innenleben gerne abnimmt. [...]
Bühnenbild und Beleuchtung sind ideal. Dirigent Johannes Klumpp bringt die Musik mit dem Staatsorchester vielfältig, feinsinnig, ja herausragend zur Geltung.