Dr. med. Hiob Prätorius
Spielzeit 2015.2016
Spielzeit 2016.2017
Termine und aktuelle Besetzungen unter www.staatstheater-wiesbaden.de
Matthias Bischoff, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Man schaut Uwe Eric Laufenberg überaus gern zwei Stunden lang zu, wärmt sich an seiner Wärme und freut sich über das leise Augenzwinkern, mit dem er das hemmungslos Übermenschliche dieser Figur erträglich macht.
Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau
Dass die Rolle des hochanständigen, eigenwilligen, insgesamt ganz unwahrscheinlichen Menschen und Titelhelden Dr. med. Hiob Prätorius in der klassischen, aber doch etwas in Vergessenheit geratenen Komödie von Curt Goetz von Uwe Eric Laufenberg gespielt wird, ist ein kleiner Coup.
Viola Bolduan, Wiesbadener Kurier
Ganz eindeutig aber der erste Komödieneinschlag mit Monika Kroll: Ihren Mr. Holmes prononciert sie naserümpfend mit „th“. Und wie aus einer englischen gothic novel betritt Rainer Kühn als hageres, großäugiges Gespenst Shunderson die Bühne – mit ebenso exquisiten Schuhen wie Beinstellung die Figur des zweiten Rahmens. Versenkung und Einstieg in die dramatisierte Erzählung.
„Kinder, Kinder“ – hört ihm doch mal zu! Uwe Eric Laufenberg ist die Prätorius-Rolle wie auf den Leib geschnitten: Er darf Reden halten, lange und leidenschaftliche, über das Leben, die Freude, den Humor, gegen die Dummheit und für das Unkonventionelle als Heilmittel. Er darf sowohl liebenswürdig wie sarkastisch sein, künstlerisch wertvoll als Dirigent und menschenfreundlich als Humanist im Heilberuf. Und er darf lieben! Laufenberg spielt seine Rolle sympathisch glaubwürdig und – wie schön, dass der Intendant dabei ohne die Routine eines Schauspielers auskommt. Er hat mit Barbara Dussler (Maria Violetta), Michael Birnbaum, Uwe Kraus, Benjamin Krämer-Jenster und den schon Genannten ein exzellentes Ensemble um sich herum, das in vielen Details glänzt und ihn ganz selbstverständlich in seine Mitte nimmt.
Maja Hattesen, SWR2
Ein doppeltes Spiel, das Regisseur Carsten Kochan hier versucht: Im Hinterkopf spult sich vor dem Zuschauer ein verkitschter 50er-Jahre-Film mit melancholisch-tiefgründigen Dialogen ab, auf der Bühne steht der Intendant, der uns seine humanistisch aufklärerische Theaterauffassung verkaufen will und mit Begeisterung um einen Autor wirbt, der zwar in der „Dummheit“ und Humorlosigkeit das eigentliche Übel der Menschen sah, aber dennoch auf Spielplänen heutzutage kaum mehr zu finden ist.
Welche Stücke wollen wir sehen, wenn die Zeiten schwer und die bürgerliche Gesellschaft an ihren Rändern zu zerbröseln scheint, wenn radikale Gesinnungen zunehmen und die Mitte der Gesellschaft um gemeinsame Werte ringt? Operette und Boulevard, die den Humor als Heilmittel beschwören? Das Stück wirkt dabei wie ein Versuchsballon: Mutig wirkt es schon, dass der Kapitän eines großen Theaterschiffs für Proben die Brücke verlässt, wenn doch bei unruhigem Wellengang alle Kompetenzen gebraucht werden – aber Uwe Eric Laufenberg betont im Interview, dass der Intendant ja unbedingt auch Künstler sei und kein Bürokrat: Nur an der Basis, also auf der Bühne, könne man die Bedürfnisse von Schauspielern erspüren.
Astrid Biesemeier
Nach der Pause emanzipiert sich die Inszenierung etwas vom Ärztethema. Man begreift, dass dieser Prätorius seine Menschlichkeit auch aus der Kunst speist. Im Dirigenten-Frack dirigiert Laufenberg Beethovens 5. Sinfonie mit Leib und Seele. So macht er sichtbar, dass Prätorius mit Menschlichkeit, Empathie, Fantasie, Geschichten und auch Illusionen seine Patienten zum Gesundwerden inspiriert oder verführt.