FAUST I
Neues Deutschland
Besonders gelungen: der Auftakt: Das Publikum wird in den ehemaligen Gasometer- Rundbau geführt, wo die "Zueignung" gesprochen und vor einem roten Vorhang das "Vorspiel auf dem Theater" gegeben wird- stumm kommentiert von eiem Puppenspiel; später werden die Puppen in die Bühnenhandlung integriert und sind stumme Zuschauer im Publikum- eine ständige Erinnerung daran, dass wir einem Spiel mit Kunstfiguren beiwohnen und dass Goethes "Faust" einen Vorgänger hat- im Puppentheater.
Nürnberger Nachrichten
Faust gibt es hier gleich im Doppelpack: dunkel gewandet, älter, studiert und frustriert (Günter Junghans) sowie hell, jung, charmant liebend (Moritz Führmann). Eine Freude ist Caroline Lux als Gretchen: modern, gut geerdet, eben nicht abgehoben, gefühlig, aber nicht kitschig. Auch Rita Feldmeier als Marthe gelingt die zeitlos aktuelle Version der lüstern neugerigen Nachbarin eindrucksvoll.
Potsdamer Neueste Nachrichten
Gemeinsam mit den zwei anderen Premieren „Die Satanischen Verse“ nach Salman Rushdie und „Der Zufriedene“ von Katharina Schlender gehört das Goethe-Stück zum Inszenierungsreigen des vergangenen Wochenendes mit dem übergreifenden Thema „Metamorphosen“ – eine respektgebietende Leistung der Künstler und aller Mitarbeiter des Potsdamer Theaters.
Der Regisseur präsentiert einen bildkräftigen und fantasievollen Theaterabend gemeinsam mit dem Bühnenbildner Vinzenz Gürtler und der Kostümbildnerin Claudia Jenatsch. Der Geist des mittelalterlichen Volksbuches und des Puppenspiels, die der Weimarer Dichter bestens kannte, begleiten die Inszenierung. Obwohl Laufenberg einige Textpassagen unter den Tisch fallen lässt, wird die gesamte Geschichte erzählt. Er macht deutlich, dass Faust jemand ist, der durch einen Zaubertrank verjüngt, in den Abgründen primitiver sinnlicher Gier sein höheres Streben vergisst. Und so entfalten der alte und der junge Faust gemeinsam mit Mephisto ungeheure Energien. Nicht nur der auf Pferdefüßen daherkommende Mephisto ist teuflisch, auch das Duo Faust – „zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust“. Man liebt orgiastische Taumel wie die Walpurgisnacht, man geht über Leichen. Zerstörung ist angesagt, bei allem was nicht gefällt, was überdrüssig, überflüssig erscheint.
Uwe Eric Laufenberg gibt seiner Inszenierung Grüblerisches, Aufbegehrendes, jugendlich Sinnliches, Unheimliches, auch Komödiantisches. Die Walpurgisnacht gerät zu einer übersteigerten Turnstunde auf dem Bett, aber man findet auch Momente von stiller und bewegender Größe, besonders in den Gretchenszenen. Mit Günter Junghans und Moritz Führmann als Faust-Duo, Tobias Rott als Mephisto, Caroline Lux als Gretchen und Rita Feldmeier als deren Nachbarin Marthe stehen Protagonisten auf der Bühne, die des Regisseurs Konzeption mit großer innerer Beteiligung, Emphase und Spielfreude umsetzen. ... Viel Beifall gab es für diese Faust-Interpretation vom Publikum, das zwischendurch auch nicht mehr umziehen musste.
Oranienburger Generalanzeiger
Die unheimlichen Mächte, die diese Welt bewegen und verschrecken, sind in den Menschen selbst zu finden. Die zwei Seelen, die in Fausts Brust schlagen, werden schließlich zu drei Personen: Faust selbst, sein nach dem Zaubertrank verjüngtes Ich (Moritz Führmann) und nicht zuletzt Mephisto (Tobais Rott). (...) Laufenberg scheut weder die komplizierte psychologische Verschränkung zwischem dem seine Grenzen überwinden wollenden Faust und dem klugen Verführer Mephisto, noch das deutliche Bild, das innere Welten nach außen kehrt. (...)Starker Applaus des Premierenpublikums.